Rezension
Für den 1987 verstorbenen großen afroamerikanischen Schriftsteller war die Musik die unmittelbarste, stärkste Ausdrucksform des schwarzen Amerikas. Daß die Bassistin und Sängerin ihm anläßlich seines 100. Geburtstages (auf den Tag genau, das Album erschien am 2. August) nun mit einem Album ehrt, hätte ihn also sicherlich erfreut, und natürlich ist es ein phantastisches Album, das der Musikerin eigentlich gleich den nächsten Grammy (für das 2023er „The Omnichord Real Book“ bekam sie einen) bescheren sollte. Baldwins Texte sind oft Form von packenden Spoken Word-Beiträgen eingearbeitet, gelesen von der jamaikanischen Aktivistin Staceyann Chin oder Pulitzer Preis-Gewinner Hilton Abs; in gesanglicher Hinsicht läßt Ndegeocello sich von ihren bewährten Partnern Justin Hicks und Kenita Miller-Hicks unterstützen. Die starke textliche Seite steht der musikalischen indes nicht im Wege: Gospel, Jazz, Soul, Funk kommen in vielen verschiedenen Kombinationen vor, man hört Spuren von Nina Simone ebenso wie von Marvin Gaye oder den Last Poets. Ein Album von gewaltiger Kraft, sprachlich wie musikalisch. (2024)