Rezension
Ein Schnellschuß war es nicht, das Solo-Debüt der Indie Rock-Ikone Kim Deal. Etwa zehn Jahre hat sie daran gearbeitet. Zwischendrin gab es eine neue Breeders-LP und das Gastspiel auf Courtney Barnetts „Tell Me How You Really Feel“, vor allem aber pflegte Deal ihre demente, inzwischen verstorbene Mutter. Man wundert sich daher nicht, daß es hier um große, persönliche Themen geht. Eher staunt man darüber, wie Deal diese Songs inszeniert hat: Streicher und Bläser spielen tragende Rollen; gleich im eröffnenden Titelsong sorgen sie (wenn sie von der Leine gelassen werden) für einen überwältigenden Gänsehautmoment. In „Disobedience“ sind es dann die Gitarren, die sich zur überlebensgroßen Wall of Sound verdichten. Doch die großen Gesten täuschen nicht darüber hinweg, daß dies ein sehr persönliches, unmittelbares Album ist. Ein Paradoxon, und ein Kunststück, das so nicht viele beherrschen. So wie es auch nur den wenigsten gelingt, mit über 60 der eigenen Diskographie noch ein solches Hauptwerk hinzuzufügen. (2024)