Rezension
Schon aufgrund der Sprache wirkt das wohl letzte Album des bald 80jährigen Barden wie eine Botschaft aus einer anderen Zeit. Viele der Worte, die Hannes Wader benutzt, hört man in der Alltagssprache schon lange nicht mehr. Dann die Stimme: Brüchig, gedehnt, ein bißchen wie eine zu langsam drehende Schallplatte. Aber doch eindeutig Wader. Der Abschied ist, natürlich, geprägt von Nachdenklichkeit, auch von Redignation, was die einst vertretenen Ideale betrifft, doch da ist auch eine Menge Humor, Wader trägt das Altwerden mit Witz und Würde. „Noch hier“ ist ein würdevolles Album, und ein rührendes. Nicht nur, wenn der Sänger mit seinem beinahe genauso alten Freund Reinhard Mey das vor allem von Nana Mouskouri bekannte Chanson aus dem 19. Jahrhundert „Le Temps des Cerises“ interpretiert und sich auch da ein Kreis schließt, denn die beiden begannen ihre Karriere gemeinsam, auf einer Tour durch die Kneipen und kleinen Clubs der alten Bundesrepublik. Über ein halbes Jahrhundert ist das her. (2023)