Rezension

Die Ode an die Freude, die Jeff Tweedy nach zwei Soloalben wieder in die offenen Arme seiner Band zurücktrieb, hat nichts mit Überschwang zu tun und schon gar nichts mit Eskapismus. Diese Songs sind nicht strahlend bunt, und die Beleuchtung ist dämmerig. Sie sind nach innen gekehrt, aber die aus den Fugen geratene Welt da draußen ist nicht ausgeblendet. Und doch spenden sie Trost, helfen, die innere Ruhe wiederzufinden. Und spenden vielleicht die Kraft, all dem Mist etwas entgegenzusetzen. Es geht ein Gefühl der Wärme von diesen Songs aus, und es nimmt im Verlauf des Albums zu; spätestens mit „Everyone Hides“ ist es nicht mehr zu leugnen. Ganz unprätentiös fließen die Songs weiter, scheinen dabei immer stärker zu werden. Man kann das aufschlüsseln, kann einmal mehr Nels Clines große, anti-rockistische (da von jeder virtuosen Zurschaustellung meilenweit entfernte) Gitarrenkunst bewundern, Glenn Kotches entschlossenes Drumming interpretieren. Aber vielleicht sollte man das einfach bleibenlassen und dieses wunderbare Album seine Wirkung entfalten lassen. Ein schlechtes haben Wilco ja noch nie aufgenommen, aber dieses hier ist von besonderer Größe. Und es wächst, je länger man zuhört. (2019)