Rezension
Sowohl der Gitarrist wie der Saxophonist waren in dessen späteren Jahren wichtige regelmäßige Partner für den 2011 verstorbenen genialen Drummer gewesen (für dessen musikalische Haltung der deutsche Begriff „Schlagzeuger“ unpassender denn je erscheint), auch wenn sie nie in derselben Band mit ihm spielten. Gemeinsam nahmen sie anläßlich von Motians zehntem Todestag diese Würdigung an den Freund und Partner auf – mit einer Rhythmus-Sektion, die erst einmal verwundert den Kopf schütteln läßt: Zwei Drummer (Joey Barron und Jorge Rossy) und sage & schreibe drei Bassisten (Larry Grenadier und Thomas Morgan am akustischen Standbass, Anders Christensen am elektrischen Instrument) sind hier gleichzeitig zu hören. Sie stehen sich aber nicht im Weg, sondern kreieren in faszinierender Interaktion komplexe Strukturen, ein fein gewebtes Netz, über dem sich die Dialoge der beiden Solisten entspinnen. Es geht mithin gar nicht so sehr darum, Motians Talent als Drummer zu ehren, sondern seinen unglaublich vielschichtigen musikalischen Geist. Und das gelingt auf atemberaubend hohem Niveau: Selbst für den hohen Standard des ECM-Labels ist dies ein monolithisches Album, und definitiv eine der bedeutendsten Jazz-LPs ihres Jahrgangs. (2023)