Rezension

Was Don Cherrys langer Schweden-Aufenthalt (er war mit der schwedischen Künstlerin Monika “Moki” Karlsson verheiratet) für die dortige Jazz-Szene bedeutete, läßt sich kaum überschätzen. Zumal der Trompeter, der gemeinsam mit Ornette Coleman dem Jazz eine völlig neue Richtung gegeben hatte, in dieser Zeit auch selbst daran interessiert war, seinen musikalischen Horizont zu erweitern! “Organic Music Society”, eingespielt überwiegend mit Freunden und Nachbarn (und dem brasilianischen Perkussionisten Naná Vasconselos), war eine musikalische Weltreise: Cherrys Vision war eine universelle Musik, die sich aus den Traditionen Südamerikas, Afrikas, Asiens und Europas speiste; die meditativ sein konnte wie die eröffnende “North Brazilian Ceremonial Hymn”, aber auch freie Improvisationen enthielt, die weiter in terra incognita vordrangen als alles zuvor in Terrys Diskographie. Noch heute, vierzig Jahre später, ist das mit kaum etwas anderem vergleichbar. – Hochwertige Reissue dieses faszinierenden Stücks Jazz(?)-Geschichte, das jahrzehntelang nicht einmal auf CD erhältlich war. Ein beiliegendes Faltblatt enthält neben dem Original-Klappentext auch einen aktuellen Essay von John Corbett, einem der führenden amerikanischen Jazz-Journalisten. (1972/2012)