Rezension
Die letzten sechs Jahre hat sich der vielbeachtete isländische Komponist ausschließlich mit Soundtrack-Arbeiten befaßt (dabei aber immerhin sieben Alben veröffentlicht); nun wendete er sich wieder absoluter Musik zu – mit einem Zyklus aus 15 kurzen, unterschiedlich instrumentierten Stücken (von Klavier über Streichorchester bis Kirchenorgel, mit oder ohne begleitende Elektronik), denen verschiedene Versionen des klassischen Orpheus-Mythos‘ zugrunde liegen. Satie, Steve Reich, Arvo Pärt, Michael Nyman, auch die New Yorker Kammer-Experimentalisten Rachel’s – sie alle haben Spuren in Jóhannssons Stil hinterlassen, doch jener hat zwischen all diesen Polen längst eine ganz eigene Sprache gefunden. Auch als Vokal-Komponist: Im letzten Stück schweigen die Instrumente, Paul Hillers exzellentes Theatre Of Voices übernimmt. Ein Schlußpunkt, auf den nichts mehr folgen kann. (2016)