Rezension
Eine Sternstunde des Big Band-Jazz war die erste LP des genialen Arrangeurs nach der legendären, drei Alben umfassenden Zusammenarbeit mit Miles Davis (während der sicher beide Musiker viel dazugelernt hatten). Wobei man den Terminus Big Band Jazz hier weit fassen muß, denn mit der klassischen Idee einer Swing Band kommt man hier nicht weit. Evans erfindet in einer Tour neue Klangfarben und arbeitet mit verblüffenden Effekten (allein das mit Charlie Persip und Elvin Jones doppelt besetzte Schlagzeug!), die bei jedem anderen spätestens beim zweiten Hören als aufdringlicher Novelty-Gag durchgefallen wären, bei ihm aber auch beim 50. Durchgang spannend bleiben, weil sie nicht vom Willen zum Anderssein, sondern von Evans‘ überragender Musikalität gespeist werden. Es gibt nichts Vergleichbares in diesem Sektor (es sei denn von Evans selbst), und Evans‘ Ideenreichtum – sei’s die seltsam scheppernde Hi-Hat im sowie vollkommen unglaublichen „La Nevada“, sei’s die Baßposaunen-Einleitung von „Stratosphunk“ – macht immer wieder glücklich… Daß es einem Sound-Zauberer wie Evans auch um die Qualität desselben ging, verwundert nicht. Konsequenterweise befindet sich eine genaue Graphik zur Mikrophonaufstellung auf dem Cover, und ja, „Out Of The Cool“ ist auch eine tontechnische Meisterleistung, immer gewesen. Was sich mit vorliegender Ausgabe besonders eindrucksvoll zeigt. (1960/2021)