Rezension
Keinesfalls die xte Variation von „Oxygène“. Der 74jährige Komponist selbst nennt dieses neue Album sein ambitioniertestes bislang. Es ist gleichzeitig eine Verbeugung vor einem der großen Pioniere der elektronischen Musik, dem 2017 mit 89 Jahren gestorbenen Pierre Henry, vor allem aber ein Erlebnis im Raumklang (die Stereo-Abmischung war sicherlich eine Herausforderung). Der Eindruck einer Demonstrations-Effekt-LP, wie es sie seit den späten 1950ern immer wieder gab, verfliegt schnell; man begreift, daß es Jarre um weit mehr als Gimmick geht, daß vielmehr die Räumlichkeit hier als ein der Dynamik und der Tonalität gleichberechtigtes Element begriffen werden soll. Henrys analoge Sound-Innovationen werden dabei mit der digitalen Gegenwart konfrontiert, es entsteht aber kein Gegen-, sondern ein spannendes Miteinander – und in der Tat eines der aufregendsten Alben in Jarres nun auch ein halbes Jahrhundert umspannenden Diskographie! (2022)