Thelonious Monk

Palo Alto

Label/AN:  Impulse!, 0711204
Format:  LP

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Rezension

Danny Scher hieß der junge Mann, der an der Palo Alto High School als Schülervertreter für Veranstaltungen wie Schulbälle oder Schulkonzerte zuständig war. Der begeisterte Jazzfan konnte die Schulleitung aber auch davon überzeugen, ihn “echte” Konzerte auf dem Schulgelände organisieren zu lassen; es war ihm bereits gelungen, Cal Tjader, Vince Guaraldi und den Sänger Jon Hendricks nach Palo Alto zu holen. Als er sich dann an sein Idol Thelonious Monk wandte, hatte er vermutlich kaum große Hoffnungen; der Mann galt schließlich nicht als übermäßig zugänglich. Aber Monk hatte gerade ein Drei-Wochen-Engagement in einem Club in San Francisco, war also in der Gegend – und sagte zu. Am 27. Oktober ließ der 16jährige Scher Monk und sein Quartett von seinem großen Bruder mit dem Auto abholen. Das größte Glück dabei: Einer der Schul-Hausmeister, ebenfalls leidenschaftlicher Jazzfan, bat Scher um die Erlaubnis, den Auftritt aufzunehmen, dafür würde er das fürchterlich verstimmte Schulklavier in Schuß bringen. Natürlich schlug Scher ein; und der Mann machte für einen Laien sogar einen ziemlich guten Job. Eine Kopie des Bandes bekam Scher natürlich auch, und ein halbes Jahrhundert später fiel sie ihm bei Aufräumungsarbeiten auf dem Speicher wieder in die Hände. Er kontaktierte den Drummer und Bandleader T.S. Monk, Sohn des Pianisten, um dessen Einverständnis für eine Veröffentlichung zu bekommen; das Band wurde restauriert, und nun liegt der 47minütige Auftritt tatsächlich in voller Länge als Album vor. Das Besondere daran sind nicht nur die organisatorischen Umstände des Konzertes: Die Veranstaltungen fand in einem Klima unmittelbarer Proteste gegen Rassismus statt; die Stimmung war aufgeladen. Zudem befand sich das seit vier Jahren stabile Quartett in einem Zustand innerer Spannung, die Auflösung stand unmittelbar bevor. Insbesondere das Rhythmusduo aus Ben Riley und Larry Gales legen einen Drive vor, als gäbe es kein Morgen, und die Energie überträgt sich auch auf die 51jährige Klavier-Ikone. Es ist ein sagenhaftes Konzertdokument, das durch die semiprofessionelle Aufnahmequalität (der knarzende Klavierstuhl etwa) nicht geschmälert wird, eher im Gegenteil: Es ist eine dieser Amateur-Aufnahmen, bei der man unmittelbar am Geschehen teilnimmt. (2020)