Als Ende der 60er Bands wie Fairport Convention den britischen Folk in die Gegenwart holten, war das unerhört und hochspannend. 2010 ist Folk Rock längst ein Genre für Nostalgiker – oder? Ian King ist mit seinem Debüt etwas gelungen, das kaum weniger fasziniert als die grundlegenden Werke von einst. Man stutzt schon beim Namen des Produzenten: Adrian Sherwood, legendärer Dub-Meister und Gründer von On-U-Sound, zeichnet verantwortlich! Die Begleitband hat er auch gleich zusammengestellt: Die hauseigenen Crispy Horns, Skip „Little Axe“ McDonald und der Hausbassist des Sugar Hill-Labels, Doug Wimbish. Ghetto Priest steuert ein paar backing vocals bei. Was bei diesem absurden Experiment herauskam, ist nicht einfach ein Crossover: King und Sherwood ist es gelungen, einen Folk (-Rock?) fürs 21. Jahrhundert zu entwerfen, der kein bißchen bemüht klingt, sondern bemerkenswert authentisch klingt. Die Reggae-Rhythmen sind denen der Tanzmusik aus Renaissance und Barock offenbar näher, als man bislang annahm. Selbst die Bläser wirken nicht aufgesetzt oder fehl am Platze. Man höre nur die Version von „Four Loom Weaver“; was die Crispy Horns hier zu dem altenglischen Liedgut beisteuern, ist absolut gänsehäutig! Man riskiert nicht zuviel, wenn man dieses Album zu den wichtigsten Folk-verwandten Veröffentlichungen der letzten 50 Jahre zählt. „Panic Grass & Fever Few“ ist so innovativ wie begeisternd! – Dank 6 Spices gibt es diese Ausnahme-LP nicht nur einfach auf Vinyl, sondern auch noch in einer klanglich wie fertigungstechnisch hervorragenden audiophilen Ausgabe! (2010)