Rezension
In fast jeder Hinsicht das Gegenteil des Vorgängeralbums: So sehr Pop war John Cale nie zuvor, und nie wieder danach. Kein Proto-Punk, keine Avantgarde, keine Minimal Music: „Paris 1919“ ist pure Schönheit, schwelgt in Melodien und streicherseligen Arrangements, vom hymnischen „Child’s Christmas In Wales“ bis „Antarctica Starts Here“. Auch in den Kurzgeschichten ähnlichen Texten gibt sich Cale poetisch und zugänglich wie sonst selten. Für einen Musiker wie ihn war’s möglicherweise nur eine amüsante Abwechslung, eine Fingerübung in Sachen Ästhetik. Dennoch ist dieser Sonderfall in Cales ohnedies äußerst abwechslungsreicher Diskographie ein Meisterwerk – eines der ergreifendsten Pop-Alben seiner Ära! – Die von Cale selbst überwachte Neuausgabe enthält auf der zweiten LP unveröffentlichte Out- und Alternate Takes sowie mit „Fever Dream 2024: You’re A Ghost“ einen komplett neuen Song! (1973/2024)