Rezension

Der Amerikaner Willem Nyland war ein Schüler und Anhänger des legendären griechisch-armenischen Mystikers und Komponisten George Gurdjieff. Zur Verbreitung von dessen Bewußtseinslehre gründete Nyland Mitte der 50er Jahre seine eigene Gruppe im Staat New York. Bei deren freitagabendlichen Treffen setzte er sich nach der Lesung aus Gurdjieffs Werk regelmäßig ans Klavier, einen nach seinen Vorgaben gestimmten Stutzflügel, und improvisierte bis zu einer Stunde lang. Diese "Piano Studies" wurden alle auf Nylands Bandmaschine mitgeschnitten und archiviert, ab 1957 erschienen einzelne davon in kleiner Auflage auf von Nyland und seiner Ehefrau, der Künstlerin Ilonka Karasz, kuratierten Privatpressungen, heute gesuchten und teuer gehandelten Sammlerstücken, die auch im Internetzeitalter praktisch nicht aufzutreiben sind. Als besonders herausragend gilt unter anderen die Session mit der Nummer 337 aus dem Jahre 1962, die nun in limitierter Auflage, vom Originalband gemastert und mit ausführlichen Anmerkungen versehen (Matt Marble vom American Museum Of Paramusicology) einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Eine ganz eigene Musik zwischen Spätromantik, Keith Jarrett und Neo-Klassik, deren überwältigender Wirkung man sich kaum entziehen kann. Die klanglichen "Schwächen" der Privataufnahme tragen dazu bei, daß sich Nylands Imprivisationen erst recht anhören, als kämen sie aus einer anderen Dimension zu uns… (1962/2025)