Den Deep Purple-Versuch drei Jahre zuvor konnte man aufgrund des offenbar völlig desinteressierten London Symphony Orchestras noch belächeln; ELPs Mussorgsky-Adaption aber muß der damaligen Klassik-Welt wie eine offene Kriegserklärung vorgekommen sein. Denn bei allem Bombast, den man Keith Emerson vorwerfen kann, ist unbestreitbar: Diese Bearbeitung funktioniert nicht nur, sie ist beneidenswert gut. Emerson war schlau genug, dort, wo die Umsetzung unmöglich wurde, sich einfach so weit vom Original zu entfernen, daß etwas Neues entstehen konnte. – Die „Pictures“ sind aber nicht nur aufgrund des historischen Klassik/Rock-Gipfeltreffens zu rühmen, sondern nicht zuletzt auch deswegen, weil hier – vielleicht noch mehr als auf den früheren LPs der Band – die Möglichkeiten des Synthesizers in der Popmusik für lange Zeit definiert wurden. Gleichzeitig zeigen sie auch nach über 40 Jahren das stellare instrumentale Niveau des Trios – denn schließlich sind das hier keine Studiotricks: Das ist alles live. (1972/2016)