Rezension
Nach der Swing-Ära war die Violine aus dem Jazz praktisch verschwunden. Michael White brachte sie zurück und definierte ihre Möglichkeiten neu. Sein Auftritt mit dem Quintett von John Handy auf dem 1965er Monterey Jazz Festival faszinierte nicht nur das Publikum – Eric Dolphy und John Coltrane holten sich White bei ihren Auftritten auf die Bühne. Nach drei Alben mit Handy und drei weiteren mit der Fusion-Avantgarde-Formation The Fourth Way unterschrieb White bei Impulse!, wo er bis 1974 fünf legendäre LPs aufnahm. „Pneuma“ ist die zweite – extreme Musik, die sich jeder Zuordnung entzieht. Jazz- und Klassik-Avantgarde und World Music fließen ineinander, neben Whites stupendem Violinspiel (mind-blowing ist wohl das einzig treffende Wort), Ed Kelly am Klavier, Ray Drummond am Bass und dem sagenhaften Perkussionisten Kenneth Nash ist auch ein Quartett aus den Sängerinnen Faye Kelly, Leola Sharp, D. Jean Skinner, Joyce Walker zu hören. Ein visionäres Werk, auf das man sich einlassen wollen muß, um seinen schier unendlichen musikalischen Reichtum zu erkunden… (1972/2022)