Rezension
Ihr Debüt-Album war eine der ganz wenigen vokalen Blue Note-LPs – Blue Note-Chef Alfred Lion mochte keine Sängerinnen, und wenn er für diese eine Ausnahme machte, zeigt bereits dies das besondere Talent der Sheila Jordan, die 1963 mit 35 Jahren schon so etwas wie eine Veteranin war: Tatsächlich hatte sie ihre Bühnenkarriere bereits auf dem Höhepunkt der Bebop-Ära in den 1940ern begonnen; Charlie Parker war immer einer ihrer wichtigsten musikalischen Einflüsse, mit seinem Pianisten war sie verheiratet. Dennoch dauerte es noch gut 20 Jahre, bevor Sheila Jordan die ihr gebührende Anerkennung zuteil wurde: So brillant dieses Debüt war (und wie wundervoll sind die sparsamen Arrangements mit Gitarrist Barry Galbraith, dem jungen Steve Swallow aus Jimmy Giuffres Kammerjazz-Trio am Bass und Drummer Denzil Best!) – es dauerte über ein Jahrzehnt, bis sie den Nachfolger aufnehmen konnte, und regelmäßige Albumveröffentlichungen gibt es von ihr erst ab Ende der 80er. Somit ist dieses Album das einzige Zeugnis dieser wundervollen Stilistin in der (gerade noch) Blüte ihrer Jugend (sie war 34). Und ihre Interpretationen von Standards des Great American Songbook (u.a. "Am I Blue", "Let's Face The Music And Dance") sind ebenso faszinierend wie solche von damals aktuellen Titeln wie Bobby Timmons' "Dat Dere" oder Oscar Brown Jr.s "Hum Drum Blues". Bis heute eine der unterbewertetsten (und vergleichsweise unbekanntesten) Sternstunden in der Geschichte des Vocal Jazz, endlich wieder in einer hochklassigen Vinylausgabe erhältlich! (1963/2025)






