Rezension
Die gebürtige New Yorkerin, Jahrgang 1960, zog 1984 nach Berlin – und ist seither aus der dortigen Musikszene kaum noch wegzudenken. Nicht nur wegen ihrer naturgewaltigen Soul-Stimme und ihren zahllosen Kooperationen (von Backgroundsängerin für Falco bis zu Zusammenarbeiten mit Komponisten wie Heiner Goebbels oder Mikis Theodorakis), sondern auch wegen ihres sozialen Engagements (sie gibt etwa in Kreuzberg ehrenamtlich Gesangsunterricht und leitet einen Chor). Wohl auch deswegen fand sie in den letzten sieben Jahren keine Zeit mehr für ein neues eigenes Album – doch Rainer Maillard und Stephan Flock gelang es, sie nebst ihrer erstklassigen derzeitigen Liveband in ihr Direktschnitt-Studio nach Hannover einzuladen und an zwei Tagen sechs Songs aufzunehmen – darunter eine überwältigende Version des Muddy Waters-Klassikers „Hoochie Cootchie Man“ (hier natürlich „Woman“), ein sonnig-funkiges „Summertime“ und ein triumphales „Move On Up“ (Curtis Mayfield). Die Live-Atmosphäre ist verblüffend; vor allem während der ersten Session zeigt sich Smiths sprühendes Temperament auch zwischen den Songs (bei Direktschnitten wird ja eine ganze Seite am Stück aufgenommen). Das gilt freilich nicht nur für die Spontaneität der Sängerin, sondern auch in klanglicher Hinsicht: In Sachen Dynamik und Punch definitiv am obersten Ende jeder Skala, und der Moment, wenn im Opener „The Liar“ nach der ersten Strophe erst das Schlagzeug, dann mit Wucht die ganze Band einsetzt, dürfte zum Klassiker bei Vorführungen werden… (2013)