Rezension
Vielleicht waren sie ja nicht die erste Band, die Americana (manchmal tatsächlich Country) mit Shoegaze kurzgeschlossen hat. Aber bei der Band um Sängerin/Songwriterin Karly Hartzman geschieht das mit einer Intensität, die man so schon lange nicht erlebt hat. Angesichts des achteinhalbminütigen Teenage Angst-Tsunamis „Bull Believer“ fällt einem außer Nirvana da nicht so viel ein, und das ist dann ja doch eine Weile her. Es ist der intensivste Moment dieses ersten Albums für den Major-Indie Dead Oceans (der Labelwechsel brachte der Band die verdiente internationale Aufmerksamkeit), doch längst nicht der einzige, der begeistert. Hartzman ist eine charismatische Sängerin, doch Wednesday sind eine echte Band: Das Zusammenspiel der beiden Gitarristen MJ Lenderman und Xandy Chelmis ist sensationell, und einzigartig schon insofern, als daß Chelmis Lap- oder Pedal Steel spielt, ein Instrument also, das in Underground-Gitarrenbands nicht eben alltäglich ist. Mal mehr, mal weniger durch Effektgeräte gejagt, prägt dies den Wednesday-Sound entscheidend. Neben dem Sound und der schieren Energie, zu der diese Band fähig ist (die sie aber auch zu kontrollieren imstande ist), sind es natürlich Hartzmans so poetische wie schmerzenden Texte, die Wednesday auszeichnen und insbesondere dieses Album zu einem Ereignis machen: „Rat Saw God“ ist eine Platte der Sorte, mit der man rausgehen will, um seine Freunde zu missionieren. Eine Offenbarung. Der Rock’n’Roll ist wieder einmal gerettet. (2023)