Ray Charles

Ray Sings – Basie Swings

Label/AN:  Tangerine, TRC212411
Format:  2 LP 180g

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Rezension

Die Begegnung hat es nie gegeben. Doch es sie hätte geben sollen, denn beide Musiker schätzten einander sehr und hätten diese Platte vermutlich gerne gemacht. Die Geschichte dieses Albums beginnt mit dem Finden eines Schatzes: John Burk, A&R-Mann bei Concord Records, stieß beim Sichten des Labelarchives auf ein paar unzureichend beschriftete Bänder. Was er dann beim Testen hörte, war pures Gold: Liveauftritte der Soul-Legende aus den 70ern, mutmaßlich in Deutschland und England aufgenommen, der Meister in der Form seines Lebens und grandios bei Stimme. Das Problem bei diesen Bändern: Besagte Stimme war zwar tadellos aufgenommen, der Instrumentalteil jedoch verschwand vermuffelt im Hintergrund. Ergo: spannend für Extrem-Fans, allenfalls, ansonsten nicht nutzbar. Dann aber kam Burk die Idee, eben jenes Album zu machen, das es nie gab und doch hätte geben müssen. Das legendäre Basie-Orchester war (und ist) schließlich nach wie vor aktiv; geleitet wurde es 2007 von Bill Hughes. Das ist wohl auch der Grund, warum das Album so gut funktioniert: Die Musiker konnten sich auf den Gesang einstellen, darauf reagieren. Das wirkt absolut authentisch; und die Tatsache, daß Charles’ eigener Backgroundchor, die leibhaftigen Raelettes, hier nochmal reaktiviert wurden, ist natürlich auch ein schöner Zug. Die technische Leistung ist in jedem Fall beeindruckend: Wer um den Hintergrund nicht weiß, würde nichts davon bemerken. Und der Sound ist schlicht grandios. Was auf der musikalischen Seite steht, sind einige exzellente Versionen von Klassikern: “Oh, What A Beautiful Morning”, “Let The Good Times Roll”, “Every Saturday Night”, “Busted”, “Come Live With Me” – um nur einige Highlights zu nennen. Am Schluß steht eine der schönsten “Georgia On My Mind”-Versionen, die Charles je aufgenommen hat. Doch, es gibt reichlich gute Argumente für dieses Album – es wäre zu schade gewesen, solche Gesangsleistung im Archiv zerfallen zu lassen. Der Vorwurf der kommerziell motivierten “Resteverwertung” läuft hier ins Leere. (2007/2023)