Rezension
Als diese Aufnahme 1982 erschien, galt sie als radikale Neuinterpretation. Zwar war die Diskussion um die historische Aufführungspraxis schon lange im Gange, hatte sich aber vor allem auf das vorklassische Repertoire konzentriert. Harnoncourt und sein Ensemble weiteten sie nun aus, und mit ihrer radikalen Entschlackung des Mozart-Requiems von jedem romantischen Ballast gelang ein interpretatorischer Meilenstein. Der Dirigent selbst hat manches darin gewissermaßen revidiert, als er 2004 das Werk abermals aufnahm, mit signifikant gemäßigteren Tempi (was nicht der einzige Unterschied ist). Obsolet wurde die Pioniertat dadurch aber keineswegs: Der frische Wind, der einem hier entgegenbläst, ist auch nach vierzig Jahren noch beeindruckend! (1981/2021)