Rezension
Das französische Ensemble Pygmalion hat unter Leitung seines Gründers Raphaël Pichon Mozarts Requiem nach etlichen frenetisch umjubelten Aufführungen nun auch auf Schallplatte eingespielt – mit gleichfalls überwältigendem Ergebnis! Daß Pichon, ganz wie es zu Mozarts Zeiten durchaus noch üblich war, das Werk mit diversen Einschüben versieht (verschiedenen, teils wenig bekannten geistlichen Kurzwerken Mozarts) ist dabei zwar ein Alleinstellungsmerkmal, und vor allem die Stücke mit dem Knabensopran-Wunder Chadi Lazreq sind unfaßbar schön, doch ist dies längst nicht alles. Die Dramatik ist überwältigend, nicht nur das Dies irae von einer fürwahr überirdischen, alle Nackenhaare aufstellenden Kraft. Das junge Solistenquartett kann es zudem mit jeder Starbesetzung aufnehmen – man tut gut daran, sich diese Namen zu merken. Doch auch die Gestaltung des Orchesterparts ist außergewöhnlich; es scheint, als hätten dem 40jährigen Pichon sich Dinge offenbart, die anderen, auch erfahreneren Meistern am Pult bislang verschlossen blieben. Ein Mozart-Erlebnis, das prägt – und das man nicht vergessen wird. (2024)