Ani DiFranco ist eine politische Songwriterin, und eigentlich ist man überrascht, daß sie ausgerechnet in diesen letzten nicht nur in den USA sehr bewegten Jahren so lange geschwiegen hat. Das zerrissene Amerika der Gegenwart ist nun natürlich dennoch Thema. DiFranco findet erstaunlich versöhnliche Worte dafür: „Why are we fighting each other… we should be working together“, so etwas wäre ihr vor 25 Jahren vermutlich nicht über die Lippen gekommen. Die auch nach Trumps Abwahl beängstigend starke Neue Rechte kriegt zwar trotzdem ihr Fett ab, aber der grundsätzliche Tonfall des Albums ist kein wütender. Die Musik dazu hat einen hohen Soul-Anteil, auch Jazz spielt eine wesentliche Rolle, vor allem der Geist Curtis Mayfields weht durch die smoothen Grooves. Bei einer derart vielseitigen Künstlerin wie Ani DiFranco kann man zwar schlecht von einer „Neuerfindung“ sprechen, da man ja ohnedies immer mit allem rechnen sollte, aber dieses großartige Album fügt doch nochmals einige bislang unbekannte Aspekte hinzu! (2021)