Rezension
Der für das Cover verwendete Schnappschuß spricht Bände: Der Dirigent und der Pianist (beide gebürtige Mailänder, mit knapp 20 Jahren Altersunterschied) hatten Spaß! Nicht weniger übrigens die Musiker des Gewandhausorchesters, denen man hier einige Jazz-Kompetenz bescheinigen muß. Die Aufnahme der „Rhapsody“ ist eine der jazzigsten überhaupt (sie folgt grundsätzlich der Orchestrierung Ferde Grofés für das Paul Whiteman Orchestra), was noch verstärkt wird durch die Tatsache, daß Stefano Bollani, bekanntlich einer der derzeit bedeutendsten Jazzpianisten inner- und außerhalb Italiens, sich im mittleren Teil einige improvisatorische Freiheiten gönnt! Puristen können das bekritteln, doch Gershwin selbst wäre damit gewiß einverstanden gewesen. Die Leipziger zeigen ihr Jazzgefühl dann auch in der anschließenden symphonischen Suite „Catfish Row“, Gershwins eigener, selten zu hörender Orchester-Adaption seiner „Porgy And Bess“. Der Swing ist hier nicht weniger beachtlich als das Sentiment, mit welchem etwa „Summertime“ (das Violinsolo!) oder „Bess, You Is My Woman Now“ behandelt werden. Was darauf folgt, ist vielleicht (und es gibt ja einiges an Konkurrenz!) die definitive Aufnahme des „Concerto In F“ – der Auslöser dafür, daß dieses Album in der Ausgabe vom Mai 2011 CD des Monats im renommierten Gramophone Magazine war. Mitreißend vom ersten Moment an, und auch hier bestätigen die Leipziger ihre Position unter den Spitzenorchestern dieser Welt – achten Sie auf die Bläser! Als Zugabe gibt’s Gershwins erste Instrumentalkomposition überhaupt, den Ragtime „Rialto Ripples“ aus dem Jahre 1916 – eigentlich eine Solo-Piano-Nummer, hier kongenial arrangiert für Klavier und Orchester! Die erste Auflage anno 2012 war wie stets schnell vergriffen, nun ließ sich Giulio Cesare Ricci zu einer zweiten überreden, abermals auf 496 Exemplare limitiert. (2011/2012, Pressung 2022)