Rezension

Rushs Solo im Titelsong ist exemplarisch: Man könnte da eine Menge Noten mehr spielen, wilde Sprünge unterbringen und abrupte Dynamikwechsel. Rushs Solo aber ist fließend, ökonomisch, enthält kein Gramm Fett zuviel – und ist (insbesondere in Verbindung mit der Bläsersektion und dem Rest der exzellent zusammenagierenden Band) dabei doch soulful und geradezu glühend. Als einer der großen Meister des Chicago Blues sind Rushs Mittel, um einem Song Leben einzuhauchen (und ihn aus der Masse von Blues-Produktionen herausstechen zu lassen) immer erstaunlich simpel, doch umso effektvoller! Und daß er auf den Blues nicht zwingend festgelegt war, zeigte er hier mit einer tiefgehenden Coverversion von Tony Joe Whites „Rainy Night In Georgia“. Was hier zwischen Rushs Stimme und Mark Naftalins Klavier geschieht, ist schon ein großer Gänsehautmoment! Fraglos ein Höhepunkt in Rushs langer Diskographie – unfaßbarerweise anno 1971 von Capitol (wo das Album ursprünglich produziert wurde) nicht veröffentlicht und erst fünf Jahre später vom kleinen Bullfrog-Label auf Vinyl gepreßt. Aber bei Capitol hatte man ja ein paar Jahre früher schon die Doors abblitzen lassen, weil sie keinen charismatischen Leadsänger hätten… – Fabelhafte Pure Pleasure-Wiederauflage! (1976, rec. 1971/2013)