Herbie Hancock

River – The Joni Letters

Label/AN:  Verve, 1746834
Format:  2LP

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Rezension

Joni Mitchell war dem Jazz im Grunde immer näher als dem Pop (erst recht dem Folk!): Ihre Songs hatten nie mit drei-Akkorde-Harmonik zu tun, sondern waren sowohl diesbezüglich als auch rhythmisch stets so komplex, daß sich manch gestandener Rockmusiker davon überfordert sah. Daß nun eine Jazz-Legende der Songwriterin ein ganzes Album widmet, ist daher eigentlich nur konsequent. Und es ist ein Jazz-Album, kein Grenzgang zwischen Jazz und Pop, trotz aus letzterem Bereich stammender Gast-Stimmen. Die übrigens teils positiv überraschen: Norah Jones’ eröffnende Aufnahme von „Court And Spark“ etwa offenbart ihr Talent wie keine ihrer bisherigen Platten; Tina Turner macht mit „Edith And The Kingpin“ ebenfalls eine so gute Figur, daß man sich ein ganzes Jazz-Album von ihr nicht nur vorstellen kann, sondern sogar wünscht. Corinne Bailey Rae (mit dem Titelsong des Albums) und Luciana Souza („Amelia“) sind selbstverständlich erstklassig; zwei weitere Songs gehen an die Veteranen: „Tea Leaf Prophecy“ singt Mitchell selbst; Leonard Cohen beschränkt sich bei „The Jungle Line“ aufs Rezitieren – was aber völlig ausreicht bei der Ausdruckskraft, die seine Stimme inzwischen hat… Instrumental werden „Both Sides Now“ und „Sweet Bird“ interpretiert, was Gelegenheit gibt, endlich die phantastische Band zu würdigen: Wayne Shorter und Dave Holland muß man niemandem vorstellen; Schlagzeuger Vinnie Colaiuta war jahrelang in Mitchells Band; der aus Benin stammende Gitarrist Lionel Loueke (der bereits auf Hancocks 2005er Album „Possibilities“ brillierte) dürfte eines der derzeit interessantesten Talente an der Jazzgitarre sein. Der Ellington-Standard „Solitude“ und Shorters eigener Klassiker „Nefertiti“ sind als einzige Nicht-Mitchell-Titel sozusagen untergemogelt – passen aber perfekt in die Album-Dramaturgie hinein. Was die Jazz-Nähe von Mitchells Kompositionen nur ein weiteres Mal belegt… – Das Mastering der Vinylausgabe ist ausgezeichnet; es kann jedoch vor allem gegen Seitenende gelegentlich zu Nebengeräuschen kommen. Dennoch hocherfreulich, daß inzwischen selbst solche Platten wieder als Industriepressung veröffentlicht werden! (2007)

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