Rezension
Nein, kein Chor. Wir hören Bassist Roland Haynes, Gitarrist Buz Saviano und vor allem den 2007 im Alter von 81 Jahren verstorbenen Schlagzeuger Ron Jefferson (der sich hier auch als hervorragender Flötist erweist). Jener arbeitete zwar mit Coleman Hawkins, Oscar Pettiford, Charles Mingus, Les McCann und etlichen anderen First Names zusammen, blieb aber unter Nichtmusikern allenfalls ein Geheimfavorit. Seine Diskographie als Leader ist extrem schmal, und dies hier dürfte wohl seine obskurste LP sein. Sie entstand 1965 während Jeffersons Aufenthalt in Paris, der durch eine Afrika-Tour unterbrochen war. Unter deren unmittelbarem Eindruck ging das Trio anschließend ins Studio und kreierte absolut einzigartige Musik. „The Speaker“ ist noch recht konventionell (und wäre trotzdem Grund genug, das Album zu besitzen), aber „Africa The Beautiful“ und das die zweite Seite mit über 24 Minuten ausfüllende „Every Little Bit Helps“ sind nichts weniger als visionär. Man kann Yusef Lateef und den späteren Jimmy Giuffre als Koordinaten angeben, aber der ‚World Free Post Bop‘, den das Trio hier entwickelt, dürfte ziemlich einzigartig sein. Außerhalb Frankreichs wurde das Album nie veröffentlicht und blieb praktisch unbekannt. In Frankreich kaufte es damals aber auch niemand; das Trio löste sich auf, Jefferson ging zurück nach New York. Man kann Fred Thomas, Betreiber des französischen Labels Sam Records, nicht genug danken für diese Ausgrabung… Bleibt noch zu sagen, daß Hayes ein bemerkenswert flexibler und sensibilistischer Bassist ist, der Pettiford auf Augenhöhe begegnet, und Saviano der vermutlich genialste Gitarrist, von dem Sie noch nie gehört haben. – Die auch klanglich hervorragende Wiederauflage ist auf 1000 Stück limitiert! (1965/2020)