Rezension
Die beiden 2016 und 2018 uraufgeführten, hier beide erstmals für die Schallplatte eingespielten Werke sind eng miteinander verwandt; beide haben den selben symmetrischen, fünfsätzigen Aufbau, bei dem sich nicht das Tempo, sondern sozusagen der Puls ändert: Sechzehntel in den Außensätzen, dann Achtel, im Mittelsatz Viertel. Das jüngere Werk ist allerdings für wesentlich größere Besetzung, tatsächlich das erste Reich-Orchesterwerk seit über drei Jahrzehnten! Es knüpft außerdem an die barocke Tradition des „Concerto grosso“ an, bei dem es oft mehr als einen Solisten gab – Reich allerdings setzte dem Orchester gleich 20 gegenüber, aus so ziemlich allen instrumentalen Sparten, plus je zwei Klaviere und Vibraphone. Es fasziniert, wie es Reich gelingt, unter diesen Bedingungen eben keine klangliche Verwirrung, sondern absolute Klarheit zu erreichen, dabei meisterliche Beherrschung der Kontrapunktik zu demonstrieren – tatsächlich sei, so der Komponist, Bach eine große Inspiration gewesen… Hut ab auch vor dem Orchester und seiner finnischen Dirigentin, die den vibrierenden Bewegungs-Charakter beider Werke ganz hervorragend in Szene setzen! (2022)