Die Tochter von Loudon und Schwester von Rufus hat selbst bereits zwei erstklassige Soloalben auf der Habenseite. Hier nun verbeugt sich sie sich vor ihrem Idol, von dem sie schon als Achtjährige faszniert war: Dies ist „Martha Wainwright’s Piaf Record“, so der Untertitel. Tribute-Alben an Ikonen solcher Strahlkraft wie Edith Piaf sind nicht ganz ungefährlich, was Wainwright natürlich weiß. Den direkten Vergleich umgeht sie indes schon dadurch, als daß sie für ihre vor kleinem Publikum in New York (nicht Paris) aufgenommenen drei Konzerte, aus denenen dieses Album zusammengestellt wurde, mit den unbekannteren Piaf-Chansons bestückte: Kein „La Vie En Rose“, kein „Je Ne Regrette Rien“ – dafür aber beinahe vergessene Perlen wie „Marie-Trottoir“ oder Charles Aznavours „Une Enfant“, und davon zu Hauf! Die Sprache stellt für die Sängerin selbstverständlich kein Problem dar, Wainwright wuchs schließlich zweisprachig in Montreal auf. Ihre leicht angerauhte Stimme paßt wunderbar zum Repertoire; was diese musikalische Liebeserklärung aber zu einem kleinen Ereignis macht, ist Wainwrights Bereitschaft, sich ohne Netz und doppelten Boden in die Emotionalität dieser Lieder fallen zu lassen. Das ist keine Hintergrundmusik für den Nachmittagskaffee, das ist etwas zum Mitfühlen und -leiden. Gerne wäre man zugegen gewesen an diesen Abenden… – Die Preßqualiät ist zwar Industriestandard, doch der Klang dank 45 UPM überdurchschnittlich! (2009)