Rezension
Inferno gefällig? Bitte. In der ersten Minute des Openers „953“ zieht man erst mal den Kopf ein. Die vier enigmatischen Londoner, alle gerade um die 20, können aber noch viel mehr. Nämlich verblüffend feine Texturen weben, unter deren Decke es freilich stets brodelt – und die nächste Explosion vorbereitet wird. Wobei sie oft genug erst kommt, wenn man nicht mehr damit rechnet. Referenzen? Sehr schwierig. Wire. The Fall. Shellac. Slint. Aber wirklich treffen tut nichts davon. Die Band hat sich dem Internet übrigens ebenso verweigert wie der Presse, einzig diverse Amateur-Aufnahmen ihrer unglaublichen Live-Shows schürten die Erwartungen für das Debüt ins Unermeßliche. Nun ist es da – und zeigt, daß die vier auch sehr gut mit einem Studio umgehen können. Denn die Vielschichtigkeit der Arrangements ist stupend, gleich, ob die Band einen Song gerade fast reglos in der Hitze flimmern läßt oder den Hörer ihre volle Wucht schmerzhaft spüren läßt. Gepaart mit der gewaltigen Energie, die die Band auch im Studio entfaltet, ist dieses kryptisch betitelte Album einerseits ein Tritt in den Bauch, den man nicht so ohne weiteres wegsteckt. Andererseits aber auch eines der faszinierendsten Stücke Popmusik, die man in diesem Jahr zu hören bekommen wird. (2019)