Rezension
Und abermals führt Kae Tempest vor, wie unglaublich gut Hip-Hop sein kann, wenn er mal nicht von selbstherrlichen Testosteronbeuteln performt wird. Was für ein Flow, was für eine Sprachbeherrschung. Dabei ist dies sicherlich das Album der bisherigen Diskographie, auf dem neben der Stimme auch die Musik eine wirklich tragende Rolle spielt, vom pathetischen Anfang mit Ennio Morricone-Zitat bis zur lyrischen Chet Baker-Gedächtnistrompete am Ende. Es ist außerdem Tempests persönlichstes Album: Kae erzählt von sich, kommuniziert dabei auch mit ihrem jüngeren Ich, bevor er vor fünf Jahren zur Transperson wurde und das "t" aus dem Vornamen strich (inzwischen definiert er sich als Mann). Die Hormontherapie hat die Stimme tiefergelegt – Tempests Jahrhunderttalent für ebenso feinsinnige wie kraftvolle, ja überwältigende Lyrik hat sie nicht geschadet. (2025)