Griffins Rang innerhalb der zeitgenössischen Americana-Szene ist schon lange kein Geheimnis mehr, doch ihr neuntes Album sprengt den Rahmen. Nicht nur stilistisch, mit deutlichen Exkursionen auf Jazz-Territorium (mit der sagenhaften Trompete von Ephraim Owens) oder gar nach Nordafrika (eine Konsequenz ihrer Zusammenarbeit mit Robert Plant in dessen Band Of Joy). Die schwebend-gespenstische Stimmung erinnert an manche Daniel Lanois-Produktion; die Präsenz der Stimme läßt u.a. an Nina Simone denken. Auch die Songs selbst scheinen eine größere innere Kraft denn je auszustrahlen. Griffin verhandelt hier die Liebe in allen Facetten, von spirituell über Mutterliebe („250.000 Miles“ ist ein unglaublicher Song) bis zur physischen; ihre Macht, ihre Geheimnisse, ihre düstersten Seiten. Ihre ohnehin äußerst ausstrahlungsstarke Stimme hat in diesen karg instrumentierten Songs eine Intensität jenseits der Schmerzgrenze, sie fordert von den ersten klavierbegleiteten Takten des Titelsongs an vollste Aufmerksamkeit. Gäbe es wärmende Inseln wie „Made Of The Sun“ nicht, würde man es kaum durchstehen. Erschütternd. Und großartig. (2015)