Rezension
Ein Album des Umbruchs, das dafür allerdings erstaunlich konsistent klingt. Miles Davis war auf der Suche nach einer neuen festen Band, und die beiden Sessions, aus denen dieses Album zusammengestellt wurde (die frühere in Hollywood, vier Wochen später in New York) sind unterschiedlich besetzt. Konstant dabei sind Tenorist George Coleman und Ron Carter am Bass. Doch Pianist Victor Feldman wollte den Job dann doch nicht – in New York kam Herbie Hancock für ihn. Am Schlagzeug fand ebenfalls ein Wechsel statt: Auf drei Stücken spielt Frank Butler, dann nahm der junge Tony Wilson seinen Platz ein – womit eines der bedeutendsten Rhythmus-Trios des Jazz komplett war! Daß allerdings auch die Hollywood-Besetzung weit mehr war als eine Notlösung, zeigt unter anderem eine über zehnminütige Neuinterpretation des alten „Basin Street Blues“, welche schon in den ersten Takten das Wort „Meisterwerk“ buchstabiert! Interessant ist, daß das Westküsten-Quintett sich ausschließlich mit impressionistisch gefärbten Quasi-Balladen befaßt, während die NY-Truppe ungeduldig mit den Füßen scharrt, um einer visionären Zukunft entgegenzulaufen! Die jeweils drei Nummern pro Session auf dem Album dann strikt abwechselnd ablaufen zu lassen, ist ein zwar simpler, doch sehr wirkungsvoller dramaturgischer Schachzug. – Limitierte MFSL-Neuausgabe auf „high definition SuperVinyl“. (1963/2023)