Rezension
„Ison“, das 2017er Debüt der Niederländerin mit iranischen Wurzeln, zählte zu den spannendsten Alben des Jahres. Der plötzliche Erfolg hatte wohl nicht nur positive Seiten: Das Coverphoto zeigt die Sängerin mit einem blauen Auge, das Album thematisiert Entfremdung, Einsamkeit, Verzweiflung – aber auch das Wiederfinden des Selbst, der eigenen Identität. „Shabrang“ ist ein Begriff aus der persischen Mythologie, es bezeichnet die „Farben der Nacht“, und Schattierungen der Dunkelheit gibt es hier tatsächlich reichlich zu erfahren. Das Label „Trip Hop“ haftete schon am Debüt mehr schlecht als recht; ihren urbanen Folk Noir, der sicherlich gelegentlich an Portishead denken läßt, aber doch noch viel mehr beinhaltet, reichert die 33jährige, die den Iran im Alter von fünf Jahren verließ, diesmal auch mit Elementen aus der persischen Musikkultur an – was diese Reise durch die Nacht noch spannender macht. Das zentrale „Darkest Hour“, das sich von einer intimen Klavierballade in eine Art dunkle Dancefloor-Hymne verwandelt, steht symbolisch für das Albumprinzip: Schmerz in Kraft zu verwandeln. Es ist einer der größten Momente dieses Albums, aber längst nicht der einzige von solcher Intensität. – Vinyl auch diesmal exklusiv bei MOV. (2020)