Rezension

Es bedurfte einer Pandemie, um die Never Ending Tour zum Halt zu bringen. Im Frühjahr 2021 stand der Meister dann endlich wieder auf einer Bühne, wenn auch ohne Publikum: Für den Konzertfilm „Shadow Kingdom“ der Filmemacherin Alma Har’el, der (im Juli desselben Jahres) ausschließlich als Stream zu sehen war. Die Reaktionen darauf waren zu Recht euphorisch: Har’el inszenierte die 80jährige Songwriting-Ikone, seine Band und nicht zuletzt die Songs in eindrucksvollen Schwarz/Weiß-Bildern; vor allem aber begeisterte man sich für die Repertoireauswahl (alle 13 Songs stammen aus der ersten Karrierehälfte, viele hatte Dylan seit Jahren nicht live gespielt) und die überragende Performance. Bemerkenswert klar ist Dylans Artikulation, einmal mehr erweist er sich als genialer Song-Gestalter. Und die ästhetisch am Spätwerk orientierten Neuarrangements stehen den Repertoire-Klassikern ganz ausgezeichnet. Endlich erfolgt die seither ersehnte Tonträger-Veröffentlichung; schon deswegen diskographisch essentiell, als daß das letzte offizielle Live-Album schon sehr lange zurückliegt… (2023)