Rezension
Daß Sharon Van Etten hier erstmals ausdrücklich als Teil einer Band auftritt, ist nicht der einzige Unterschied zu früheren Alben (wobei diese Künstlerin sich ja noch nie gerne wiederholt hat): Die Songwriterin hat sich zu einem guten Teil vom klassischen Songformat verabschiedet. Es geht auf diesem Album um Sounds, um Patterns, um Grooves, nicht um Strophen und Refrains. Dennoch ist es unmittelbar eingängig, vom ersten Song an, in dem Van Etten Mantra-artig die Frage in den Raum stellt, ob man ewig leben wolle. Vieles auf diesem Album sei sozusagen aus sich selbst heraus entstanden, sie habe die Band einfach jammen lassen, sagt sie, und sie selbst nutzte die so gewonnene Freiheit, um sich auch gesanglich weiter heraus zu wagen – man staunt über den Stimmumfang ebenso wie über die Vielfältigkeit des Ausdrucks. Man begegnet bei dieser Neuverortung den Talking Heads und New Order, aber auch Hope Sandoval oder Goth-Pionierin Siouxsie Sioux, es können bewußte Zitate sein oder zufällige Begegnungen. Krautrock, Synth Pop und Shoegaze fließen dabei zusammen, die Sogwirkung ist gewaltig. Ein Album, das Van Etten Türen in eine Vielzahl neue Welten öffnet: Man darf sehr gespannt sein, wie das weitergeht! (2025)