Rezension
Daß diese Band nicht stehen bleiben würde, war vorauszusehen – und doch: So andersartig klingt „Shields“ gegenüber dem Vorgänger, daß man denn doch wieder überrascht ist. Da ist mehr Psychedelia, mehr Rock, mehr Elektronik. Und ob der Komplexität der Songstrukturen und der Arrangements würde man bei jeder anderen Band von Math-Rock sprechen, von einer Kopfgeburt. Nur: Grizzly Bear können daraus Popmusik machen, der man auch mit dem Herzen verfallen kann. „Yet Again“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man Pop-Appeal und höchsten künstlerischen Anspruch unter einen Hut bringen kann. Man kann bei diesem Album Parallelen ziehen, sei’s zu Talk Talk, sei’s zu Radiohead („Kid A“-Ära) oder Robert Wyatt; manchmal meint man auch Spuren der Peter Gabriel-geführten Genesis oder von King Crimson zu hören. Das ist sicherlich alles in dieser Musik drin – unterm Strich ist sie aber ebenso unvergleichlich, groß und wunderbar wie es jene auf „Veckatimest“ auch schon war: Darin immerhin gleichen sich die beiden Meisterwerke! Wer progressive Popmusik hören will, die den Namen verdient (und nicht vierzig Jahre alte Ideen wiederkäut), dürfte derzeit wenig Aufregenderes finden als diese Band. (2012)