Rezension
Sinn ergibt diese neue Kopplung insofern, als daß es sich in beiden Fällen um "Doppelkonzerte" handelt, man die Solistin Mutter also in Kommunikation mit nicht nur dem Orchester/Dirigenten, sondern auch mit einem weiteren Solisten – in beiden Fällen deutlich älter und erfahrener – erlebt; außerdem haben wir es in beiden Fällen mit Klangkörpern typisch britischer Kultur zu tun, deren distinguierte Eleganz tatsächlich hervorragend zu Mutters Violinton paßt. Die Mozart-Aufnahme aus dem Jahre 1990 mit dem legendären italienischen Bratschisten Bruno Giuranna (der das Werk nicht nur schon oft gespielt, sondern auch dirigiert hatte) zählt tatsächlich zu den heimlichen Höhepunkten in Mutters Diskographie, eine Perle jenseits der großen Virtuosen-Konzerte. Die Einspielung des Bach-Doppelkonzertes mit Salvatore Accardo ist deutlich früher (November 1982) – tatsächlich erst die zweite Aufnahme der immer noch erst zwanzigjährigen Violinistin ohne ihren dominanten Mentor Karajan. Dessen Schatten ist in der Werkauffassung durchaus noch spürbar, auch wenn ihr Partner Salvatore Accardo behutsam gegensteuert. Mutters Bach ist hier noch dezidiert romantisch, also sicherlich nichts für Originalklangverfechter. Doch wie so oft ist es die magische Schönheit ihres Tons, der jede Kritik im Keim erstickt… (2025, rec. 1982 & 1990)