Rezension

Bill Pritchard ist wahrscheinlich einer der größten Songwriter Englands, aber bis heute hat das in seiner Heimat kaum jemand bemerkt. Da er erstens mit 59 kaum noch mit dem großen Durchbruch rechnet, zweitens immerhin in Kontinentaleuropa eine treue Fangemeinde und drittens im deutschen Tapete-Label loyale Unterstützer gefunden hat, kann er sich unkommerzielle Projekte erlauben. Zum Beispiel ein Album mit Gedicht-Vertonungen. Bewunderer des kanadischen Poeten Patrick Woodstock ist er schon seit vielen Jahren; während der Pandemie mailte er ihn einfach an, um zu fragen, ob er aus einem bestimmen Gedicht einen Song machen dürfe. Daraus wurde erst ein reger Schriftverkehr – und schließlich ein ganzes Album mit Woodcock-Texten. Pritchard fand für jedes Gedicht den richtigen Ton, Folk ist zwar die Basis, doch gehen die Akzente mal in Richtung Psychedelia, mal in Richtung Pop; die Schlußnummer „Balcony“ ist ein veritabler New Wave-Song. Einmal mehr zeigt sich dabei: Bill Pritchard ist ein begnadeter Melodiker und ein wunderbarer Sänger sowieso. Vielleicht fällt das eines Tages ja auch noch den Briten auf… (2023)