Rezension
Es ist klar, daß diese frühen Aufnahmen des Gun Club-Chefs niemals zur Veröffentlichung bestimmt waren; doch ebenso klar ist: Gut, daß es sie gibt. Und Vinyl ist sicherlich das einzig adäquate Format dafür. Was diese akustischen Solo-Aufnahmen aus dem Jahre 1980 verdeutlichen, wußte man schon (so man bei den Gun Club-LPs genau genug zugehört hat, hinter die Oberfläche nämlich), doch so offensichtlich war es nie: Jeffrey Lee Pierce hatte den Geist des ursprünglichen Delta-Blues verinnerlicht wie kaum ein weißer Musiker vor ihm und wahrscheinlich keiner nach ihm. Auf diesen sechzehn Songs folgt er seiner Liebe zu dieser Musik ohne jede Maskerade. Pierce kopierte die Vorbilder dabei nicht, sein Stil ist sein eigener, und man hört selbstverständlich die 50 Jahre Musikgeschichte seit den Pioniertagen. Dennoch ist er näher an den Originalen als zumindest 99% aller anderen vor und nach ihm. Die Intensität dieser Musik (und um die geht es im Blues, um nichts sonst) ist absolut vergleichbar mit den Aufnahmen der großen Meister des Genres aus den 1930er Jahren; es stellt sich auch das von jenen bekannte Phänomen ein, daß einem die Klangqualität sehr schnell gleichgültig wird, weil die Musik direkt zu einem spricht. Bewegend. – Neupressung der wunderschönen Ausgabe von 2010, im Klappcover und mit einem üppigen Beiheft voller Pierce-Erinnerungen von Kollegen wie Henry Rollins, Kid Congo Powers, Steve Wynn, Tav Falco und Hugo Race, plus viele unbekannte s/w-Fotografien! (2010, Pressung aktuell)