Rezension

Das muß man erstens erstmal wollen – und dann auch noch können: 2021 eine Platte zu machen, die nicht nur aussieht wie eine Mainstream-Platte aus den 80ern (die Sorte, die die Hand beim Durchblättern der Billigvinyl-Kisten draußen vor dem Plattenladen nicht einmal kurz pausieren läßt), sondern auch noch so klingt – und es dann auch noch schafft, irgendwie doch gut zu sein. Dabei hat das nur bedingt mit Ironie zu tun; der Titel („Sob“ ist das englische Wort, das dem unübersetzbaren deutschen „Kitsch“ noch am nächsten kommt) würde das ja nahelegen. Aber Mayer persifliert nicht, er eignet sich die Klangästhetik mit Respekt an; verwendet manche Sound-Klischees der Dekade zwar durchaus mit Humor, aber eher liebevoll denn bösartig. Und man kann es nicht leugnen: Das Album macht Spaß, mit jedem Song mehr – letztlich spürt man auch, daß an dieser seltsamen Hommage auch Leute mitgewirkt haben, die die Originale erlebt haben, wie Pino Palladino oder Don Was (der als Produzent sicher seine helle Freude an dem Job hatte). Etwas erschreckend freilich ist das bleibende Bedürfnis, sich die nächste Grabbelkiste mit 80er-Schlockrock doch etwas näher anzuschauen… (2021)