Er kam vom Folk, aber weit mehr noch als sein frühes Vorbild Bob Dylan erweiterte John Martyn seinen musikalischen Horizont ständig (und wie jener ohne Rücksichtnahme auf seine Anhänger): Als er 2009 mit 60 Jahren starb, gab es kaum ein Genre, in dem er sich nicht irgendwann einmal ausprobiert hätte: Jazz und Mainstream-Pop, Reggae und Funk, Hip Hop und Drum’n’Bass. Martyns Begeisterungsfähigkeit für neue musikalische Strömungen ließ auch mit zunehmend schlechter werdender Gesundheit niemals nach. Kein Wunder also, daß solch ein Musiker irgendwann einmal auch sein eigenes Werk einer Revision unterzieht. So geschehen im Jahre 1993, als Martyn 28 Songs aus seinem Repertoire teils radikal neu interpretierte. Zehn davon erscheinen hier nun erstmals (und in exzellenter Qualität) auf Vinyl, wobei die Auswahl vor allem die frühen Songs aus den klassischen Martyn-LPs „Bless The Weather“, „Solid Air“ und „Inside Out“ berücksichtigt. Die hier vielfach einen ungewohnten Jazz-Einschlag erhalten, meist eher smooth, gelegentlich gar eine Sade Adu evozierend. Von Zeit zu Zeit kann es auch mal lauter werden, dann kommt auch noch ein funkiger Einschlag hinzu. Bemerkenswert ist Martyns Stilsicherheit – und daß die Songs auch in ihrem neuen Gewand einwandfrei funktionieren…! (1993/2014)