Rezension
Wenn das zwei Jahre später erschienene „Köln Concert“ diesem ersten von Jarretts großen Solo-Konzertmitschnitten dann in Sachen Popularität und Verkaufszahlen deutlich den Rang ablaufen sollte, so liegt das keineswegs an der musikalischen Qualität – eher an der Quantität bzw. dem daraus resultierenden hohen Preis für eine drei LP-Box, den vor allem ein jüngeres, studentisches Publikum nicht eben mal so auf den Ladentisch blättern konnte. Denn „Bremen / Lausanne“ ist nicht nur historisch bedeutender, weil es eben das erste seiner Art ist (und letztendlich das Album, das Jarretts Rang als absolutem Ausnahmekünstler etablierte) – es ist auch die noch heller strahlende Sternstunde (wenn auch mit geringem Abstand). Hier erlebte man erstmals (von den direkten Zeugen der Konzerte natürlich abgesehen), wie Jarrett mit seinem Instrument vollkommen verschmolz – und es schaffte, mit reiner Improvisation am Klavier eine Stunde und länger die Spannung zu halten, und dies auf sehr hohem Niveau: Gedanklich abschweifen kann man kaum beim Hören dieser Musik kaum. Zu Recht wurde dieses Set mit internationalen Preisen überschüttet, darunter das beste Jazz-Album des Jahres im „DownBeat“! Titanisch. Und natürlich eine naheliegende Wahl für die audiophile „Luminessence Series“ des Labels. (1973/2023)