Rezension
Die Geige hat ihren Platz im Jazz; das Cello immerhin gelegentlich und der Kontrabass sowieso. Die Bratsche allerdings so gut wie gar nicht. Was eigentlich kaum verständlich ist, entspricht sie unter den Streichern doch am ehesten dem Tenorsaxophon, gibt mit ihrem vollen Klang ein vorzügliches Lead-Instrument ab. Der Australier Tamil Rogeon, der auch als Komponist und Dirigent aktiv ist, hat für sein Instrument hier nicht nur eine Lanze gebrochen, sondern läßt auch ahnen, was es in der Jazzgeschichte hätte leisten können. Rogeon entwirft ein Fusion Jazz-Update, das in seiner Soundästhetik nicht selten an die weniger kommerziellen Veröffentlichungen des CTI-Labels denken läßt; neben einem alten ARP-Synthesizer fasziniert auch das elektrische Helpinstill-Klavier, das sich aufgrund seines Gewichtes damals nicht als Bühneninstrument durchsetzen konnte, aber mit seinem warmen Ton klanglich eine echte Alternative zum Fender Rhodes darstellt. Das Vintage-Equipment verdeckt indes nicht, daß Rogeon mit seiner Musik im Hier & Jetzt steht. Ein hervorragendes Debüt, dem hoffentlich noch einiges folgen wird. (2021)