Rezension
Im Vergleich zu anderen kammermusikalischen Werken des Giganten Beethoven führen die Sonaten für Cello und Klavier beinahe ein Schattendasein – zu Unrecht, selbstverständlich. Und das nicht nur aufgrund ihres musikalischen Reichtums: Zumindest die ersten beiden, 1796 entstandenen Sonaten sind echte Pionierarbeit. Bei den Klaviersonaten, den Violinsonaten oder den Streichquartetten konnte Beethoven auf der Arbeit von Haydn und Mozart aufbauen; das Cello aber war als Solo-Instrument noch nicht entdeckt: Es gab im Prinzip keine Vorläufer für diese beiden Sonaten. (Die Bedeutung der Bachschen Suiten für Violoncello solo erkannte, viel später, erst Pablo Casals.) Man hört es nicht: Der erste Satz von op. 5, Nr. 1, beginnt wie selbstverständlich mit einer wahren „Gesangslinie“ für das bis dahin meist als basso continuo unterforderte Instrument. Eine dritte Sonate vollendete Beethoven im Jahre 1808 (hier wurden auch die 5. und 6. Symphonie veröffentlicht!); ein weiteres Paar bildet einen Höhepunkt der sonst vergleichsweise mageren Jahre um 1815, als Beethoven sich von der Gesellschaft zurückgezogen hatte – die Isolation spiegelt sich in der Intimität der Werke. Die erstaunliche Vielseitigkeit aller fünf Sonaten wurde bis heute nur in wenigen Aufnahmen derart engagiert herausgearbeitet wie in dieser, eingespielt in den frühen 1960ern von zweien der bedeutendsten Instrumentalisten des 20. Jahrhunderts. Schon für die 18 Takte des „Andante cantabile“, die den Schlußsatz der dritten Sonate einleiten (wie lyrisch kann Musik sein?): Pflichtalbum! (1962/2011, Pressung aktuell)