Rezension
Es war eine Menge Zeit vergangen, seit man die Koreanerin zum letzten mal auf Schallplatte hatte Bach spielen hören. 1975 spielte sie die zweite Partita und die dritte Sonate ein; 1981 gab es dann noch ein Album mit Triosonaten. Ihre Bach-Auffassung hat sich seither grundlegend geändert. Man hört die Auseinandersetzung mit der historischen Aufführungspraxis. Deren häufige Manierismen vor allem in bezug auf Dynamik vermeidet Chung allerdings vollständig. Sie läßt Bach aus sich selbst heraus sprechen, läßt dieser immer wieder unglaublichen Musik (gleich, wie viele Aufnahmen man schon gehört haben mag) ihren Fluß. Es ist dies hörbar die Interpretation einer reifen Künstlerin (67 war sie bei der Aufnahme, und sie hatte 15 Jahre kein Studio besucht), und ein wohl finales Statement zum Thema. Erstmals nun auf Vinyl; für Violinliebhaber fraglos ein Pflichtstück. (2016/2022)