Rezension
Die Spielzeit dieser sechs Songs liegt nur bei etwas über einer halben Stunde, doch darf man sich davon nicht abschrecken lassen (auch wenn das Verhältnis von Spieldauer zu Preis beim 45er-Umschnitt natürlich noch merkwürdiger ist). Denn diese sechs Songs stammen aus den letzten Sessions, die Lady Day in kleiner Besetzung zeigen. Mit u.a. Ben Webster, Harry Edison und Barney Kessel war sie da im Januar 1957 im Studio gewesen. Brüchig ist ihre Stimme, zerschossen könnte man sagen – doch die Emotion, das fühlbare Herzblut, welches Billie Holiday in diese Songs legt, macht diese LP dennoch zu einer der schönsten ihrer Diskographie; obendrein ist sie mit exzellenten kurzen Soli besagter Kollegen gewürzt (wunderbar etwa Kessel im Opener „Day In Day Out“ oder Webster in „Stars Fell On Alabama“). Ein Traumalbum, und die schönsten Träume sind ja bekanntlich immer zu schnell vorbei… (1957/2012, Pressung aktuell)