Man hätte ja meinen sollen, mit „Music Of My Mind“, „Talking Book“ und „Innervisions“ wäre der Gipfel erreicht gewesen (hoch genug war er allemal), aber Stevie Wonder bewies: Eine Steigerung war möglich. Sein definitives opus magnum nannte er schlicht „Lieder in der Tonart des Lebens“, und so unterschiedlich und widersprüchlich die menschliche Existenz sein kann (und doch immer ein Ganzes bildet), so sind die Songs auf diesem Album (für die vier LP-Seiten nicht reichten, weswegen weitere vier Titel auf einer 7″ beigelegt waren): Mal großarrangierter Pop, mal zarte Kammermusik; hier überschwengliche Tanzmusik, dort nachdenkliche Ballade. Ein songwriterisches Meisterwerk reiht sich ans andere, darunter die überragende Hommage an Duke Ellington (und die Musik im Allgemeinen) „Sir Duke“, oder „Pastime Paradise“ (an dem der Rapper Coolio später eine ganze Karriere aufhängte). Man kann das kaum noch einfach so in die Motown-Soul-Schublade stellen, Wonder überschreitet die Genregrenzen in alle Richtungen. Und auch wenn’s bekanntlich weit mehr berechtigte Kandidaten als Plätze gibt in den Top 25 der besten Pop-Alben aller Zeiten: Wonders größter Geniestreich  läßt sich da nur schwer herausdiskutieren. (1976/2017)