Rezension
Über anderthalb Dekaden existierten The Cure quasi nur als Festival-Headliner. Wobei dieses 14. Album ja schon vor fünf Jahren hätte erscheinen sollen, doch immer wieder verschoben wurde. Nun ist es also da – und ist (vor allem angesichts des Vorgängers von 2008) so ganz anders, als man es erwartet hätte. Wer eingängige Singles sucht, wird kaum fündig werden. „Songs Of A Lost World“ ist ein echtes Album alter Schule, ein Gesamtwerk, das seine Größe nur als Ganzes entfalten kann. Und groß ist es! Gewaltig sogar. Es fühlt sich an, als ob man bei dichtestem Nebel durch eine unbekannte Stadt geht, und immer, wenn der Nebel kurz aufreißt, meint man, etwas Vertrautes wahrzunehmen. Ein unwirkliches Erlebnis. Es dauert drei Minuten bis Robert Smith überhaupt anfängt zu singen, und dann trifft es ins Mark. Lange, sehr lange klang der ewige Schmerzensmann nicht mehr so intensiv. Der über zehnminütige „End Song“ ist das zwingende, desaströse Finale, auf das das Album von Beginn an zusteuert, danach kann nichts mehr kommen. Man fragt sich, wie Smith daran je anküpfen will. Aber vielleicht will er das ja gar nicht. Falls die Diskographie hier enden sollte, tut sie es mit einem monolithischen Ausrufezeichen. (2024)