Rezension
Der Titel von William Blakes berühmter Gedichtsammlung ist natürlich wie geschaffen, um die beiden hier dokumentierten Phasen von Faithfulls Karriere zu überschreiben. Die Sängerin selbst bezeichnete ihre frühen Aufnahmen verächtlich als „Cheesecake“, doch natürlich ist es nicht so einfach, denn die (zugegeben: oft überzuckerten) Songs haben ihren Zauber, klingen auch nach so langer Zeit schlicht hinreißend und machen sofort begreiflich, warum die Londoner Bohème ihr zu Füßen lag (Mick Jagger in erster Reihe). Die Unschuld endete bekanntlich bald: Als sie 1969 „Sister Morphine“ sang, war sie nicht mehr dieselbe, der Absturz zeichnete sich ab, und die Stimme, die sich hier bereits verändert hatte, verstummte bald für immer. Denn als Faithfull aus der Gosse zurückkehrte, hatte sie bekanntlich eine andere. Mit dem Titelsong ihres erschütternden Comebacks (hier in der 7″-Version) beginnt natürlich die zweite Hälfte dieser faszinierenden Werkschau, die auch etliche Raritäten (etwa eine 1965er BBC-Aufnahme von „Yesterday“ oder eine Live-Version von „Brain Drain“) enthält. Die CD-Version ist zwar noch ausführlicher (44 Songs), doch ist das Doppelalbum mit immerhin 28 Titeln prall gefüllt! (2022)