Rezension
Coversongs sind schwierig. Entweder sind sie schlecht nachgesungen und nur ein fader Abklatsch des Originals, oder so anders, dass der Song dabei irgendwie kaputt geht. Besonders speziell sind die Fälle, in denen audiophile Spezialvarianten von unbekannten Sängerinnen eingespielt werden, die dann zwar ganz toll klingen, jedoch von jedem künstlerischen Wert befreit sind. Ganz selten allerdings gibt es Coverversionen, die nicht nur anders sind, sondern durch ihre neue Interpretation auch einen eigenen Reiz erfahren. Genau so ein Fall ist diese Aufnahme. Kevyn Lettau bietet analog aufgenommene Jazz-Varianten der bekannten „The Police“-Songs mit deutlich größerer Besetzung als das britische Trio und baut furchtlos auch eine Orgel und Bläser mit ein. Das Ergebnis ist eben nicht ein Nachgesang von Bekanntem, sondern etwas gänzlich Neues und die Erkenntnis, dass die Songs größer sind als die Band selbst.
Kevyn Lettau ist eigentlich nur wenigen Jazz-Kennern ein Begriff. Die in Brasilien geborene und in Berlin aufgewachsene Amerikanerin hatte ihren Durchbruch als Jazz-Vokalistin bereits 1984 als musikalische Begleitung des Brasilianers Sergio Mendes und nahm danach für JVC und Universal Music auf. Das vorliegende Album war ursprünglich mit anderem Cover unter dem Namen „Walking in your Footsteps“ in den USA erschienen und später nur mit einem verkaufsfördernden „Police“ in Europa.
Für das Mastering dieses Albums wurde auf die analogen Masterbänder im Privatbesitz von Kevyn Lettau zurückgegriffen und erst damit wird klar, wie stark Universal Music das Album für die CD-Veröffentlichung im Jahr 2000 nachbearbeitet hatte. Durch das neue Mastering von Altmeister Tohru Kotetsu im JVC-Studio ergeben sich nicht nur eine verbesserte Räumlichkeit und erhöhte Detailfülle, sondern auch ein Schub im Bereich Dynamik. Warm und detailliert sind die Stichwörter für den Klang und auch ein reiner Pop-Hörer kann mit diesen jazzigen Varianten des Albums etwas anfangen.
Kevyn Lettau selbst kommentierte die Songs für das Album; hier einmal eine stark gekürzte Zusammenfassung mit der Titelliste:
Message in a Bottle – Ein Trennungslied, das sie an die Tour mit Al Jarreau in Ostdeutschland erinnerte und das in versteckter Weise von Depressionen handelt.
Wrapped around your Finger – Ein Befreiungssong, bei dem es auch um das Erwachsenwerden geht. Der Song baut sich instrumental bis zur Befreiung immer weiter auf.
Every Breath you Take – In einer Kirche aufgenommen und mit Gospelansätzen geht es nicht um ein einfaches Liebeslied, sondern um Stalking.
Murder by Numers – Ein fieser kleiner Song, der Live großen Spaß macht und hier noch von Streichern unterstützt wird.
Every Little Thing She (He) Does Is Magic – Eigentlich ein klassisches Liebeslied, doch ein trauriges, denn der Protagonist getraut sich nicht, seine Liebe zu gestehen. Bei Kevyn jedoch endet der Song so fröhlich, dass klar wird, dass er es wagen wird.
Walking in your Footsteps – Eine persönliche Hommage an Sting mit komplexen Rhythmen.
King of Pain – Endlich einmal ein Song der so stark ist, dass man gar nichts falsch machen kann, da die Geschichte den Sänger einfach hindurch trägt.
When The World Is Running Down – Interlude – Dieser Song hat schlichtweg nicht so funktioniert wie gedacht, bleibt jedoch als funkiges Sample mit Radiosound erhalten.
Synchronicity 1 – Scat-Gesang und eine vorwärts treibende Band ändern den Song komplett.
Don’t Stand So Close To Me – Kevyns Vater war Lehrer, hatte dauerhafte Affären mit seinen Schülerinnen und sollte diese sogar zwei Mal heiraten. Die weibliche Gesangstimme gibt dem Song eine ganz andere Perspektive.
De do do do, De da da da – In einem Take beim ersten Mal Durchspielen aufgenommen. Ironie und Wortwitz zum Thema Songtexte.
I Burn for You – Mit live eingespielten Streichern einfach nur schön.